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Höhenkrankheit - worauf man achten sollte


Fast jeder hat schon einmal von der sogenannten „Höhenkrankheit“ gehört. Ob man davon betroffen ist, lässt sich aber tatsächlich nur bei Reisen in größeren Höhen ab 1500 m herausfinden. Gerade wenn ihr in Südamerika unterwegs seid, kommt ihr schnell in Höhenlagen über 3000 m. Die Stadt Cusco, von der man Richtung Machu Picchu startet, liegt z.B. schon auf etwa 3400 m Höhe. Kommt es dort zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Übelkeit oder Luftnot, seid auch ihr von der Höhenkrankheit betroffen.

 

Was die Höhenkrankheit genau ist, welche Symptome auftreten und welche Medikamente helfen, möchten wir euch in diesem Beitrag erklären.

Während einer Tour durch die Hochebene Boliviens Richtung Uyuni-Salzwüste gelangt man auf eine Höhe von bis zu 5000 Metern!
Während einer Tour durch die Hochebene Boliviens Richtung Uyuni-Salzwüste gelangt man auf eine Höhe von bis zu 5000 Metern!

Eins noch vorweg: eine Vorhersage, ob ihr auch an der Höhenkrankheit leiden könntet, ist nicht möglich. Weder eine gute körperliche Fitness noch euer Alter sagen voraus, ob ihr betroffen seid.

 

Die verschiedenen Höhenlagen können in 3 Kategorien eingeteilt werden:

  • mittlere Höhe: 1500 - 2500 m
  • große Höhe: 2500 - 5500 m
  • extreme Höhe: > 5500 m

Anpassung des Körpers bei steigender Höhe

Meistens beginnt die Höhenkrankheit ab 3000 - 4000 m Höhe. Doch was passiert mit dem Körper? Welche Symptome treten auf?

Je höher man kommt, desto geringer wird der Luftdruck und damit auch der Sauerstoffpartialdruck. Auf 5500 m liegt der Sauerstoffpartialdruck beispielsweise nur noch bei etwa 50 % des Wertes auf Meereshöhe. Je geringer der Sauerstoffpartialdruck ist, desto geringer ist das Sauerstoffangebot und desto weniger Sauerstoff kann der Körper aufnehmen. Es kommt zu einer sogenannten Hypoxie (Sauerstoffmangel im Gewebe). Damit der Körper aber trotzdem noch alle Organe mit ausreichend Sauerstoff versorgen kann, steigt die Atemfrequenz (Versuch des Körpers mehr Sauerstoff aufzunehmen) und die Herzfrequenz (Versuch des Körpers das Blut schneller durch den Körper zu pumpen). Die Leistungsfähigkeit sinkt dementsprechend. Weiterhin kommt es durch die erhöhte Atemfrequenz zu einer verstärkten Abatmung von Kohlenstoffdioxid (CO2), wodurch der pH-Wert des Blutes steigt. Hierdurch muss man häufiger Wasserlassen und es kommt zu Kopfschmerzen. Ist die Akklimatisierung gut, kann die Niere diesen Mechanismus teilweise kompensieren.

Hat der Körper keine Chance seine Regulationsmechanismen langsam anzupassen, kommt es auch zu einem steigenden Blutdruck und einer Erweiterung der Hirngefäße. Hierdurch kann dann sowohl in der Lunge als auch im Hirn Flüssigkeit aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe angepresst werden. Ein Lungenödem oder Hirnödem sind die Folge. 

Wenn der Körper an die veränderten Umgebungsbedingungen nicht ausreichend angepasst ist, entsteht die Höhenkrankheit. 

Ab 2500 m Höhe geht man davon aus, dass die Leistungsfähigkeit mit jeden weiteren 1000 Höhenmetern um 10 % sinkt. 

Bereits bei längeren Aufenthalten (über Nacht) ab 2500 m muss sich der Körper an die Höhe akklimatisieren. Ab 5500 m ist eine Akklimatisation nicht mehr möglich. 

La Paz ist die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Auf 3600 m wird die Luft schon knapper!
La Paz ist die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Auf 3600 m wird die Luft schon knapper!

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Symptome und Therapieoptionen

Leichteste Form der Höhenkrankheit

Symptome:

  • Kopfschmerzen
  • verminderter Appetit
  • Übelkeit und Brechreiz
  • Schlafstörungen
  • Tachykardie (schneller Herzschlag)
  • periphere Ödeme (Wassereinlagerungen an Extremität, v.a. Hände und Gesicht)

Therapieoptionen:

  • Einlegen eines Ruhetages und keine weiteren Anstrengungen durchführen

Medikamentöse Therapie:

Sollte es zu keiner Besserung kommen, muss wieder abgestiegen werden!



Mittelschwere Form der Höhenkrankheit

Symptome:

  • Höhenlungenödem (Austritt von Flüssigkeit aus dem Blutsystem in das Lungenzwischengewebe und in die Lungenbläschen)
  • Luftnot
  • Herzrasen
  • Reizhusten
  • Leistungseinbruch
  • Lippenzyanose (Blaufärbung der Lippen durch verminderte Sauerstoffversorgung

Therapieoptionen:

  • unbedingt absteigen!
  • falls nicht sofort möglich: Sauerstoffgabe, Überdrucksack (eine Art Schlafsack, in den die ganze Person hereinkommt, der Sack wird aufgepumpt, sodass der Druck im Sack steigt, simuliert wird dadurch der höhere Luftdruck wie auf niedrigeren Höhen, durch den erhöhten Luftdruck steigt auch der Sauerstoffgehalt wieder)

Medikamentöse Therapie:

  • Kalziumantagonist (Nifedipin)

Ohne Therapie oder Abstieg liegt die Sterblichkeit bei etwa 25 %!



Schwerste Form der Höhenkrankheit

Symptome:

  • Höhenhirnödem (Flüssigkeitseinlagerung ins Hirn)
  • neuropsychologische Symtome wie unvernünftiges Handeln
  • Ataxie (Störung der Bewegungskoordination)
  • schwerste Kopfschmerzen
  • Übelkeit, Erbrechen und Schwindel
  • Bewusstseinsstörungen bis zum Koma

Therapieoptionen:

  • unbedingt sofortiger Abstieg!
  • Gabe von hochdosiertem Cortison, Sauerstoff und Überdrucksackbehandlung

Ohne Therapie ist dieses Stadium tödlich!



Vorsorge

  • ab 2500 Höhenmetern weiterer Aufstieg von max. 300 - 400 m pro Tag
  • alternativ abends wieder absteigen und auf niedrigerer Höhe übernachten
  • viel trinken
  • Gewicht des Gepäcks so gering wie möglich halten
  • kein Alkohol trinken oder Schlafmittel einnehmen
  • medikamentös: Azetazolamid (Diuretikum): verbessert die Sauerstoffsättigung im Blut und den Schlaf (da auch dieses Medikament Nebenwirkungen haben kann, sollte bereits einige Tage vor dem Aufstieg mit einer Testeinnahme begonnen werden)

Solltet ihr in Südamerika unterwegs sein, werdet ihr überall auf Cocablätter, die beispielsweise als Tee angeboten werden, stoßen. Es gibt zwar keine Studien, die deren Nutzen beweisen können, aber schaden tut der Versuch nicht. Zumindest die vermehrte Flüssigkeitsaufnahme durch den Tee wirkt vorbeugend!

 

Solltet ihr an Symptomen der Höhenkrankheit leiden, empfehlen wir euch dringend vor Ort einen Arzt aufzusuchen. Gerade in den höheren Orten der Welt kennen sich die Ärzte gut damit aus! 



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